Wann bist du das letzte Mal während einer lauen Sommernacht unter dem Sternenhimmel gelegen und hast über seine unendliche Weite gestaunt? Oder hast dich vielleicht wandernd in einzigartiger Natur bewegt, wie wir hier letzten Oktober auf den Lofoten? Wir waren über viele Stunden lang im Regen und Nebel fast weglos in wilden und unberührten Landschaften unterwegs, ohne einem einzigen Menschen zu begegnen. Ich hatte ein fast ehrfürchtiges Gefühl angesichts der mächtigen Natur.
Ich als Mittelpunkt der Welt
Im Urlaub in fernen Ländern fällt es uns leichter, über Unbekanntes, Einzigartiges zu staunen. Im Alltag hingegen gibt es vermeintlich nur wenig Gelegenheit dazu: die meisten Menschen der modernen Zeit können all das, was mit ihnen und um sie herum passiert, sachlich erklären. Wir denken eher rational und wissenschaftlich und lassen uns nicht mehr so leicht verzaubern wie vielleicht noch als Kinder. Schade eigentlich, denn…
Im Staunen tritt das „Ich“ zurück
Wer voller Staunen auf besondere Naturschauspiele schaut oder einem musikalischen Meisterstück lauscht, fühlt sich unweigerlich klein. Das „Ich“ tritt für einen Moment zurück. Wer staunt, nimmt zugleich sich selbst und auch seine Sorgen weniger wichtig. Und wer seine Aufmerksamkeit von sich selbst abzieht, bekommt Raum für die Belange seiner Mitmenschen. Menschen, die staunen können, verhalten sich oft sozialer und teilen eher.
Im Fachblatt Journal of Personality and Social Psychology beschreiben Wissenschaftler um Paul Piff, wie das Gefühl des Erstaunens dazu beiträgt, kooperativer, hilfsbereiter und altruistischer zu werden (Bd. 108, S. 883, 2015). Die Verbundenheit mit anderen Menschen wird offenbar also sogar gestärkt.
Als sähe ich die Dinge zum ersten Mal
Nun kann ich natürlich nicht jeden Tag auf den Lofoten wandern (auch wenn das natürlich ein verlockender Gedanke ist… ), aber Staunen funktioniert auch im Kleinen. Wir dürfen uns immer wieder daran erinnern! Wir können versuchen, den kleinen Dingen unseres Alltags ein wenig staunender zu begegnen. In der Achtsamkeit entspricht diese innere Haltung dem Anfängergeist. Der Anfängergeist ist die Fähigkeit, Dingen so zu begegnen, als sähe man sie zum ersten Mal. Nicht nur den Dingen, sondern eben auch Situationen, anderen Menschen und schlussendlich auch uns selbst.
Mein Impuls für dich
Nimm dir doch hin und wieder ein wenig Zeit, auch die kleinen Dinge des Alltags staunend zu betrachten, mit einem frischen und neugierigen Blick. Vielleicht magst du mit der Natur beginnen, da fällt das Staunen oftmals am Leichtesten..die Farbe des Licht im Verlauf eines Tages, die Blüten am Straßenrand, die Vögel in den Bäumen, der Himmel und seine Wetterlagen. Halte für einen Moment inne und staune.
Beobachte, was das mit dir macht…welche Gedanken und Gefühle tauchen auf?
Wenn ich diese Achtsamkeitsübung praktiziere, fühle ich mich meist gleich geerderter, sortierter, irgendwie auch freier und ja, tatsächlich auch freundlicher gegenüber anderen…
Mit Achtsamkeit gesund und gelassen leben.
Liebe Sommer-Grüße von Eva